Umfrage unter Trägern von Integrations- und Berufssprachkursen

Christiane Carstensen • 31. Januar 2022

Aktuelle Infos rund um DaZ für Sprachkursträger und Lehrkräfte in Integrationskursen und Berufssprachkursen

Wir haben Sprachkursträger gefragt, was ihnen derzeit besonders unter den Nägeln brennt und möchten Euch hier einen ersten Aufschlag der Themen geben:

Kursfinanzierung
  • Kursfinanzierung und Abrechnungspraxis seit der Einführung des Kostenerstattungssatzes Januar 2021 nicht mehr kostendeckend.
  • Mindestteilnehmendenzahlen unter Corona-Auflagen für viele Kurse/ Regionen immer noch zu hoch, um Kurse kostendeckend durchführen zu können. In vielen Fällen ist die Pandemiezulage/ SodEG nicht ausreichend, die Finanzierungslücke zu füllen.
  • Pauschalen für Prüfungen und Einstufungstests wurde nicht an die Einführung des Mindesthonorar von 41 € angepasst.
  • Fehlzeiten gehen finanziell zu Lasten des Trägers, gravierend besonders in der Pandemie.
  • Nicht ausreichend, um steigenden Verwaltungsaufwand abzudecken.

Kursbelegung Integrations- und Berufssprachkurse
  • System der Zuweisung funktioniert oft nicht zufriedenstellend.
  • Rückläufige Berechtigungen/ Verpflichtungen durch Jobcenter/ Agentur für Arbeit, da es in diesen Einrichtungen in der Pandemie weniger Beratungstermine gibt.
  • Vergabe der Kurskontingente für Berufssprachkurse in den Quartalsgesprächen durch die BAMF-Außendienstmiterbeiter*innen in einigen Regionen nicht transparent ("Ich habe das Gefühl, die Kurse werden an die Träger nach Sympathie vergeben". "Ich habe Sorge, dass ich keine Kurse bekomme, wenn ich etwas Kritisches sage.")..
  • Situation rund um Corona (Probleme mit der Kinderbetreuung, Quarantäne, fehlende Digitalisierung) führt zu geringeren Anmeldungen, erhöhte Abmeldungen/ Fehlzeiten.
  • Mindestteilnehmendenzahl (s.o.)
  • Extrem lange Bearbeitungszeiten für Anträge, die beim BAMF gestellt werden.
  • Aufgrund der erhöhten Wartezeiten auf Sprachzertifikate bei telc können sich TN nicht für Folgekurse anmelden.
  • Trägerbindung an feste Zulassungsbezirke führt dazu, dass Spezial-Kurse mit geringen TN-Zahlen nicht an den Start gehen können
  • Der Kostensatz der Eigenbeteiligung für viele TN zu hoch.

Verwaltung/ Fachbereichsleitung
  • Statt Bürokratie abzubauen erhöht das BAMF den Verwaltungsaufwand.
  • Unklare Corona-Auflagen, Träger stecken oft im Schnittstellen-Sandwich Bund, Länder, Kommune, Bamf fest.
  • Erhöhte Mehrarbeit durch Corona-Auflagen sowie besondere Anforderungen des online-Unterrichts, insbesondere Anwesenheitskontrollen und Abrechnungen sowie Verwaltung, Meldung und Bearbeitung erhöhter pandemiebedingter Fehlzeiten.
  • Mehrarbeit durch aktuelle Verzögerungen (telc-zertifikate, telc-Prüfungsmanagement).
  • Verästelte und kleinteilige Informationspraxis und Wissensmanagement durch das BAMF führen zu erhöhtem Aufwand sowie Rechts- und Planungsunsicherheit (Information über eine Vielzahl nicht-kohärenter Trägerrundschreiben (Prinzip des Historienwissens) sowie parallel weiterer formeller und informeller Informationskanäle (Abrechnungsrichtlinie, Nebenbestimmungen zur Zulassung, mündliche und schriftliche Anweisungen durch die BAMF-Außenstellen ...)
  • Kurzfristig umzusetzende Weisungen durch das BAMF bei gleichzeitig unklarer Kommunikation und Rechtslage. Oft kaum Möglichkeiten der Wissenssicherung.
  • Nutzerführung und Suchmanagement unter www.bamf.de ist seit dem Relaunch der Seite mehr als suboptimal
  • Fehlende Informationsprozesse zu neuen Formularen gehen einseitig zu Lasten der Träger.
  • Digitalisierung führt an vielen Stellen nicht zur Entlastung von Trägern.
  • Fehlendes Fehlermanagement bei Verwaltungsprozessen des BAMF führt zu Bildungs(ab)brüchen von Teilnehmenden, einem erhöhten Aufwand (z.B. bei Abrechnungen und Fahrtkostenanträgen, insbes. Härtefallanträge) und zu finanziellen Belastungen von Trägern.
  • Auch auf leise Kritik oder sachlich begründeten Einspruch wird in einigen Regionen seitens der BAMF-Außenstellen mit einer Nicht-Verlängerung der Trägerzulassung gedroht.
  • Ressourcen für pädagogische Arbeit werden durch erhöhten Verwaltungsaufwand sukzessive zurückgedrängt. Es bleibt kaum Zeit für die Kommunikation mit Lehrkräften, Teilnehmenden und Netzwerkpartnern.

Fachbezogene Rückmeldungen der Träger/ Fachbereichsleitungen
  • Sprung von Integrations- zu Berufssprachkursen zu schwierig, Konzepte bzw. Übergänge des Gesamtprogramms Sprache insbesondere bei A2, B1 und B2-Brückenkursen passen oft nicht zu den Menschen und deren Bedarf.
  • Fehlende Passung von BSK-Lernzielen und z.T. geringer Berufserfahrung von Teilnehmenden
  • Immer weniger TN finden das Konzept des Orientierungskurses zeitgemäß und angemessen.
  • Konkrete Informationen zur Einführung der neuen Prüfungsformate (DTB) in den Berufssprachkursen fehlen.
  • Die 12-Tage-Ferienregelung in den Berufssprachkursen führt zu einer Diskriminierung von Müttern und Vätern.
  • Fehlender Zugang zur ZQ BSK für Fachbereichsleitungen (Bedingung 300 UE Lehrerfahrung).
  • Planungen im BAMF müssen besser koordiniert und kommuniziert werden (ZQ BSK, DTB ...)
  • Man wartet dringend auf Aussagen des BAMF, ob und in welcher Form virtuelles Lernen und Lehren zukünftig auch unabhängig von Corona möglich sein wird (Investitionssicherheit, Planungssicherheit ...)
Teilhabe
  • Mangelnde Teilhabe/ Vertretung/ Einbindung von Praktiker*innen im Qualitätsmanagement des BAMF.
  • Reform der Fortbildungsstrukturen und -angebote, best-practice-Formate, Schulungsangebote/ Tutorials für Fachbereichsleitungen/ Verwaltung (s. Wissensmanagement)
  • Netzwerksitzungen Träger - BAMF können aufgrund der Machtasymmetrie zwischen BAMF und Trägern nicht für einen offenen Austausch genutzt werden, keine Kommunikation auf Augenhöhe möglich
  • Zu geringe pädagogische, finanzielle und organisatorische Spielräume von Trägern.

Unsere Umfrage ist nicht repräsentativ, aber zeigt thematisch eine hohe Übereinstimmung zu den Rückmeldungen der Träger in 2020 und 2021, was auch darauf schließen lässt, dass sich wenig geändert hat.
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