Neuerscheinung "Deutsch für Architekten und Bauingenieure"

Christiane Carstensen • 31. Januar 2022

Aktuelle Infos rund um DaZ für Sprachkursträger und Lehrkräfte in Integrationskursen und Berufssprachkursen

Der Springer-Verlag hat im November 2021 das Fachbuch "Deutsch für Architekten und Bauingenieure" herausgegeben. Wir haben eine Kollegin mit entsprechender Lehrerfahrung um eine Einschätzung gebeten:

Meiner Einschätzung nach befindet sich das vorausgesetzte Niveau im Bereich Grammatik auf einem guten B2 Niveau. Die im Lehrwerk vermittelten Strukturen, wie z.B. das Passiv, Wechselpräpositionen, Nomen-Verb-Verbindungen oder auch Wortstellung in Haupt- und Nebensätzen werden im B2 BSK abgedeckt und sollten lediglich zur Wiederholung bzw. Auffrischung dienen. Das fachsprachliche Niveau liegt deutlich höher, auf jeden Fall oberes C1. Der Wortschatz ist extrem spezifisch und umfangreich. Eine der Herausforderungen für die Lehrkraft wird wohl darin liegen, die doch recht trockenen Sachtexte und Diagramme interessant aufzubereiten und für einen aktiven Austausch der Teilnehmenden zu sorgen.

Das Buch ist gut strukturiert und durchdacht, in der Gestaltung erinnert es aber stark an Schulbücher der letzten Generation. Optisch ansprechend oder motivierend kann ich es leider nicht nennen. Als Lehrkraft ohne Hintergrund- oder Vorwissen im Bereich Architektur / Bauingenieurwesen wäre ich überfordert, Fachwörter zu erläutern bzw. zwischen ihnen zu differenzieren, ohne mich im Vorfeld eingehend mit der Materie befasst zu haben.

Da nicht alle 19 Kapitel zwingend bearbeitet werden müssen, wäre ein Zeitaufwand von 400 UE denkbar. In diesem Fall könnten Kapitel 1 bis 3, bei denen es sich um allgemeine Informationen zum Lehrwerk, Lernstrategien und Studieren / Arbeiten in Deutschland handelt, zügig durchgenommen werden, bevor dann das Kernstück des Lernmaterials in Angriff genommen wird: Kapitel 4 bis 10 behandeln z.B. Hoch- und Tiefbau, mathematische Grundbegriffe, Statik, Baustoffe und Haustechnik. Kapitel 11 bis 19 beleuchten die neun Leistungsphasen eines Projektablaufs. Ausgehend von einem Lerntempo von einem Kapitel pro Woche, wären die 16 Wochen eines 400 UE Kurses ausreichend, um die inhaltlich wichtigsten Kapitel zu beackern. Zeit für zusätzliche Aktivitäten, wie z.B. das gemeinsame Anschauen und Analysieren von Reportagen, eventuell sogar für die Begehung einer Baustelle bliebe dabei jedoch kaum, höchstens wenn die Gruppe klein und fortgeschritten genug ist. Bei einer Gruppengröße von über 7 TN würde ich daher auf jeden Fall 500 UE veranschlagen.

Fazit: Das Lehrwerk ist fachlich gut aufgebaut, in der Gestaltung allerdings weniger ansprechend. Als Lehrkraft kämen meines Erachtens nur Personen in Frage, die über ausreichend Hintergrundwissen verfügen.

Wir bedanken uns bei der Kollegin für die Rezension und beim Springer-Verlag für das Rezensionsexemplar.
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