Im April 2021 wurde die
GEW Bundesorganisation
ins sogenannte „Expertengremium Berufssprachkurse“ des BMAS eingeladen, um u.a. Vorschläge und Argumente für die maximale Anzahl von Unterrichtseinheiten zu unterbreiten, die bei einer Vollzeitstelle pro Woche abzuleisten wären und das im Kontext ihrer unterrichtlichen „Zusammenhangstätigkeiten“. Bislang wurde eine finanzielle Anerkennung von Vor- und Nachbereitungszeiten vom Bund mit der Begründung verneint, dass es sich um "stark standardisierte Lernformate" handeln würde.
es sich laute Ergebnis der Analyse der BAMF-Dokumente beim Unterrichten der BSK nicht
um „standardisierte Lernformate“ handelt. Abgesehen von der grundsätzlichen Annahme, dass Lernformate in den seltensten Fällen wirklich standardisiert sein können, ist die Aneignung einer Zweitsprache ein höchst komplexer Prozess, der entsprechend ausgebildeter Expert*innen bedarf, die über ausreichend vergütete Zeit verfügen, um ihren Unterricht den jeweiligen Lernenden entsprechend bedarfsgerecht vor- und
nachbereiten sowie durchführen zu können und sich fortzubilden. Bei aller bislang geäußerten Kritik an den Konzepten des BAMF für diese Kurse, verfügen sie doch über zahlreiche Aussagen, die genau diese Argumentation der GEW belegen.
Neben Geleitworten von Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg und Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg wird die Studie durch ein Geleitwort von Prof. Dr. Andrea Daase/ Universität Bremen und Prof. Dr. Constanze Niederhaus/ Universität Paderborn aus der wissenschaftlichen Perspektive ergänzt. Das
Bündnis DaF-DaZ-Lehrkräfte
hatte der Studie wesentlich zugearbeitet, indem man vor einem Jahr Lehrkräfte dazu aufrief, Aufgaben und Tätigkeit von BAMF-Lehrkräften zu benennen, zu beschreiben und in Minuten zu beziffern. Außerdem hatten zwei VertreterInnen des Bündnisses im Februar die Gelegenheit, in einer Anhörung vor der zuständigen AG des Expertengremiums dem BAMF, BMAS und BMI die Ergebnisse der Faktorisierungsumfrage vorzustellen und die eigene Position dazu zu begründen.
Auf die Nachfrage, welche Folgen eine Faktorisierung des Unterrichts gerade in Zeiten des Lehrkräftemangels hätte, geben Prof. Dr. Daase und Prof. Dr. Niederhaus zu bedenken, welche Folgen es hätte, gerade nicht zu reagieren:
"Hinzuzufügen wäre aus unserer Sicht noch, dass die Träger bereits jetzt mit einem akuten Mangel an qualifizierten Lehrpersonen konfrontiert sind. Sollten die geforderten Verbesserungen der Arbeitsbedingungen nicht bald realisiert werden, ist davon auszugehen, dass der Fachkräftemangel in diesem Arbeitsbereich noch eklatanter werden wird, was in der Folge bedeutet, dass weniger Kurse angeboten werden können."
Die GEW Hamburg stellt die Studie in den größeren Kontext des
Hamburger Appells, in dem DGB Hamburg, verdi Hamburg und GEW Hamburg gemeinsam mit Weiterbildungsträgern gemeinsam gute Arbeits- und Entlohnungsbedingungen in der Weiterbildung fordern.
Der Ball liegt nun im Feld des BMAS und die Gretchenfrage wird die der Finanzierung sein und ob man sowohl sozialversicherungspflichtig beschäftigte Lehrkräfte als auch Honorarkräfte mitdenkt.
Die Einrichtungen, die Integrations- und Berufssprachkurse anbieten, mussten mehrmals schlechte Erfahrungen mit den Versprechungen des Bundes machen und sie sind zu Recht misstrauisch. Während der Bund sich 2016 und 2021 für Erhöhungen des Kostenerstattungssatzes feiern ließ, handelte es sich
de facto für die Träger um eine Verschlechterung.
Im Koalitionsvertrag hat die Ampelkoalition Verbesserungen für Lehrkräfte und Träger in Aussicht gestellt und wir hoffen, dass man angesichts der Aufgabe Lösungen findet, die sowohl Lehrkräften als auch Trägern gerecht werden.