Das Bündnis-DaF/ DaZ-Lehrkräfte informiert über verschiedene
Initiativen, die gegen die ZQ Berufssprachkurse protestieren, z.B. eine Gruppe aus Göttingen virtuell am 24.03. um 18 Uhr:
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Auch wir stehen der ZQ in dem bestehenden Format kritisch gegenüber und haben seit Frühjahr 2020 zu zahlreichen Gelegenheiten, in Briefen und Gesprächen unsere Kritik gegenüber dem BAMF, dem BMAS und der Politik formuliert. Generell begrüßen wir Fortbildung und finden sie auch wichtig, um Qualität zu gewährleisten und weiter zu entwickeln.Unsere Kritik gilt vor allem den Rahmenbedingungen und dem Zeitmanagement. Das Fortbildungsangebot der ZQ Berufssprachkurse wäre 2016 im Vorfeld oder begleitend zur Einführung der Berufssprachkurse notwendig und sinnvoll gewesen. Zur Einführung der Berufssprachkurse 2016 fehlten Lehrwerke, Zusatzmaterialien, Austausch etc. und Kolleg*innen haben sich mit viel Arbeitseinsatz den Bereich eigenständig erschließen müssen, sich eigenständig um teure Fortbildungsangebote bemüht und sich mit umfangreicher Unterrichtserfahrung entsprechende Expertise erworben. Die Anerkennungsrichtlinie nimmt diese Vorerfahrungen u.E. zu wenig mit auf. Problematisch ist aus unserer Sicht zudem die fehlende Anerkennnung eines einschlägigen DaF/DaZ-Abschlusses und der Unterrichtserfahrungen aus den berufsbezogenen ESF-BAMF-Kursen. Auch das Verfahren, mit dem Lehrkräfte ihren Sprachstand nachweisen müssen, ist verbesserungsfähig.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Zeitpunkt, der unter Pandemiebedingungen unpassender nicht hätte gewählt sein können. Zwar ist es bis zum 30.06. möglich, die ZQ online oder hybrid durchzuführen, allerdings sind die Beschäftigungschancen derzeit so volatil, dass Kolleg*innen schlecht planen können. Die kurze Frist und das hohe Fortbildungsvolumen belasten zusätzlich zu Homeschooling und schlechten Beschäftigungschancen. Besonders belastet fühlen sich Kolleg*innen, die alleinerziehend sind, Angehörige pflegen oder schwerbehindert sind. Sprachkursträger, die auf soziale Beschäftigungsverhältnisse von Lehrkräften setzen, beklagen die Freistellung, die sie insbesondere in der aktuellen Situation zusätzlich finanziell belastet. Viele Kolleg*innen berichten, dass sie keinen freien ZQ-Platz finden. Durch die mangelnden Kapazitäten sehen sich diese Kolleg*innen einer existenziellen beruflichen Gefährdung ausgesetzt. Für so ein Verfahren und die Zahl der zu qualifizierenden Lehrkräfte waren zudem die Frist von Herbst 2020 bis 31.12.21 zu ambitioniert und das Monitoring nicht ausreichend.
Zudem bindet die ZQ Ressourcen, die uns
an anderer Stelle fehlen. Warum nicht die Frist verlängern und die frei werdenden Kapazitäten und Ressourcen der akkreditierten ZQ-Träger, Qualifizierenden und Lehrkräfte für die Anforderungen nutzen, die jetzt anstehen und entsprechende Fortbildungsangebote finanzieren?
Generell begrüßen wir Fortbildungsangebote mit Praxisbezug und wissenschaftlichem Hintergrund. Aber wir plädieren dafür, dass sie in Zukunft nicht mehr top-down, im Tankerformat, Jahre zu spät und mit knappen Fristen gesetzt werden, sondern im Vorfeld oder wenigstens parallel zur Situation, in enger Anbindung an die Netzwerke und Gegebenheiten vor Ort, bedarfsorientiert, handlungsorientiert, teilnehmerorientiert - kurzum, nach den Konzepten, die auch für die Sprachkurse selbst angelegt werden. Das gilt besonders für Digitalkompetenz/ digitale Teilhabe, das als Thema mit hoher Dringlichkeit im Raum steht.