Zum 12. Mal traf sich die Kanzlerin heute mit mehr als 130 Vertretern aus Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften, Politik und Wirtschaft zum Integrationsgipfel, der soeben mit einer gemeinsamen Pressekonferenz zu Ende ging. Ein wesentliches Thema in dieser Pressekonferenz waren die Auswirkungen von Corona auf die Integrations- und Berufssprachkurse und die Chancen der Digitalisierung. Die Frage eines Journalisten nach konkreten Zahlen wurde dabei leider nicht beantwortet. Staatsministerin Widmann-Mauz thematisierte insbesondere ihre Sorge um Teilnehmende aus den Alphabetisierungskursen, die von den digitalen Angeboten schlechter erreicht werden.
Wir hätten konkrete Vorschläge:
Es braucht eigene Grundbildungsangebote für den Bereich der Digitalisierung für alle Teilnehmenden in den Integrationskursen und damit eine Stundenaufstockung in den Integrationskursen.
Die Teilnehmenden können schon jetzt nicht mehr den vollen Unterrichtsumfang eines Integrationskurses nutzen, der ihnen zustände und den sie benötigen würden, um das Lernziel des Kurses zu erreichen. Wenn ein Kurs in zwei Räumen von einer Lehrkraft unterrichtet wird, hat das einen Effizienzverlust. Wenn die Lehrkraft im Virtuellen Klassenzimmer täglich einen Screenshot aller Teilnehmenden machen muss und das in mehreren Durchgängen, weil das Netz nicht stabil genug für alle Kameras ist - und dabei neuerdings nach Weisung der Rekos auch noch darauf achten muss, dass niemand seitlich fotografiert wird - dann hat das einen Effizienzverlust.
Grundbildung in Digitalisierung benötigen unsere Teilnehmenden aber nicht nur für Zeiten in Corona, sondern es hat sich gezeigt, dass es inzwischen eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe ist. Also, Stunden hoch!
Für die Teilnehmenden in den Alphakursen haben sich die Zugänge zu online-Angeboten am 01.07. geschlossen, seitdem sie ihre eigenen Handys nicht mehr nutzen können.
Das BAMF hat Anforderungen an Endgeräte formuliert, die jetzt eine Mindestgröße von 10" haben müssen. So sinnvoll diese Maßnahme sein mag, so kontraproduktiv war sie für den Bereich der Alpha-Teilnehmenden. Viele können mit ihrem persönlichen Handy, das ihnen vertraut ist, umgehen. Der Umstieg auf ein Tablet allerdings fällt den meisten von ihnen schwer. Das sogenannte onboarding, das das BAMF den Trägern verordnet, also eine Art Einweisung, reicht nicht aus, um den Teilnehmenden die digitale und technische Kompetenz an fremden Geräten zu vermitteln.
Wir benötigen einen Digitalpakt auch für die Erwachsenenbildung.
Der Matthäus-Effekt "Wer hat, dem wird gegeben" gilt auch hier. Viele unserer Teilnehmenden sind nicht ausreichend mit geeigneten Endgeräten versorgt, Grundbildungsangebote im Bereich der Digitalisierung gibt es nicht und besonders gravierend ist für viele von ihnen der fehlende Zugang ins Netz. Wir haben im BMBF, im BMAS und im BMI angefragt, ob man nicht die Teilnehmenden der Integrations- und Berufssprachkurse mit einem WLAN-Zugang ausstatten könnte, wie es auch gerade für die Schülerinnen und Schüler der allgemeinbildenden Schulen geplant ist.