Als Berufsverband sehen wir das Zulassungsverfahren für Lehrkräfte in Berufssprachkursen an sich sehr kritisch, gleichzeitig haben wir auch hinsichtlich der Steuerung Bedenken, ob die benötigten Kapazitäten bedacht und erreicht werden. Die Rahmenbedingungen, die 2020 gesetzt wurden, ließen das zunächst nicht vermuten. In Gesprächen mit Bildungsanbietern und ZQ-Qualifizierenden wurde deutlich, dass man die mittlerweile erreichten Kapazitäten nicht zur Verfügung hätte stellen können, wenn man - wie ursprünglich geplant - im Präsenzbetrieb verblieben wäre. Besonders kosten- und zeitintensiv wären reine Präsenzangebote voraussichtlich für die Kolleg*innen im Osten sowie im Norden mit nur wenigen ZQ-Anbietern geworden. Mittlerweile wurde die Frist vom 01.01.22 auf den 01.06.2022 verlängert; auch hier ein Indiz, dass Kapazität bzw. Zeitverläufe zu knapp geplant wurden.
Da die zukünftige Existenzsicherung und Beschäftigungsfähigkeit für Lehrkräfte in Berufssprachkursen maßgeblich von den vorhandenen ZQ-Kapazitäten abhängt, haben wir vom BVIB beim BAMF die Zahlen der absolvierten und begonnenen ZQs angefragt, um die Beschäftigungschancen der Kolleg*innen einschätzen und ggfs. intervenieren zu können:
• Eine Direktzulassung haben 929 Lehrkräfte erhalten (Stand 13.09.21)
• Bisher haben 5.195 Lehrkräfte die Zusatzqualifizierung begonnen bzw. absolviert (Stand 08.09.21)
Zum Stand 08.09.21 wurden 72 weitere ZQs von den ZQ-Anbietern angemeldet wurden, das wären noch weitere 1.152 Plätze bis Juni 2022.
Da diese Zahlen nur in einem Kontext zu den aktiv tätigen Lehrkräften interpretierbar sind und wir wissen möchten, mit welchem Bedarf das BAMF rechnet, haben wir auch danach gefragt, wie viele Lehrkräfte in den Berufssprachkursen unterrichten.
Antwort des BAMF
… Ihre Frage nach der Anzahl der aktiven Lehrkräfte in Berufssprachkursen in den Jahren 2019 und 2020 kann daher nicht beantwortet werden, denn das BAMF führt keine explizite Statistik über aktive Lehrkräfte in Berufssprachkursen ….
Leider wurde uns keine Rückmeldung gegeben, auf welcher Bedarfseinschätzung die Planung des BAMF gründet.
Gut vernetzte und informierte Kolleg*innen gehen davon aus, dass mit diesen Zahlen die benötigten Kapazitäten erreicht werden. Ob diese Einschätzung sich tatsächlich als valide erweist, werden wir im Frühjahr oder spätestens am 01.06.22 sehen. Wichtig wäre aus unserer Sicht, weiterhin volldigitale ZQ-Formate zuzulassen. Wir bleiben dran.
Aus unserer Sicht sind sowohl Bedarfserhebung, Teilhabeverfahren als auch die Art des Steuerungsverfahrens nicht der Relevanz angemessen, die die Existenz- und Beschäftigungssicherung für Lehrkräfte darstellt. Das deckt sich mit unserer Einschätzung als Berufsverband, dass Transparenz und Teilhabe von Trägern und Lehrkräften an den Steuerungsprozessen generell ausgeweitet werden müssen.
Unsere vollständige Anfrage mit den Antworten des BAMF findet Ihr
hier.