Wie bereits der Titel verspricht, geht es in dem Fachbuch um perfomative Zugänge zum sprachlichen Lernen, also das Einbinden des bewegenden Körpers, die eigene ästhetische Wahrnehmung, das Fühlen, Handeln, Erleben und kreativ-spielerische Gestalten, Darstellen und Inszenieren von Sprache. Einen ersten Hinweis auf den breiten und interdisziplinären Blick der Autorinnen bietet bereits deren eigene berufliche Biografie: Alexandra L. Zepter ist sowohl Linguistin als auch ehemalige Tänzerin, Doreen Bryant ist Linguistin und Sprachheilpädagogin.
Die Autorinnen richten sich nach eigenen Angaben sowohl an Studierende als auch an Sprach- und Fachdidaktiker*innen und praktizierende Lehrkräfte und aus unserer Sicht ist ihnen dies in der Umsetzung außerordentlich gut gelungen. Selbst die theorielastigen Kapitel bieten Praktiker*innen immer wieder durch ihre lebendigen Beispielen und Grafiken Aha-Momente, die einem helfen, einen gelingenden Theorie-Praxis-Transfer für die eigene Lehrtätigkeit ins Rollen zu bekommen. Diese Lebendigkeit geht nicht zu Lasten der Informationstiefe und die Autorinnen zeigen an vielen Stellen, wie spannend moderne Forschung sein kann. Die gut strukturierte Leserführung macht das Buch sowohl für ausgewiesene DaZ-Experten als auch für Quereinsteiger interessant und gleichermaßen lesbar, denn es gibt immer wieder Exkurse und Einordnungen, die man je nach Bedarf überlesen oder eben auch vertiefen kann.
Der Blick auf die Autorinnen und Autoren des zweiten Teils zeigen die Vielfalt des Blicks und das gelungene Zusammenspiel von Theorie und Praxis. Wir erleben u.a. die Sprachtrainerin und Fortbildnerin Anne Sass, die Linguistin und Musikerin Birgit Gunsenheimer oder die Dramapädagogin Nadine Schlockermann. Die Autor*innen stellen die einzelnen performativen Zugänge aus ihrer jeweiligen Perspektive dar. Hier findet man zahlreiche Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte. Um einen Transfer in die eigene Praxis anzuregen, endet jedes der Kapitel mit einem Aufgabenteil.
Das Buch ist als Paperback erschienen und kostet 34,99 €. Wir möchten uns beim Narr Francke Verlag bedanken, der uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Inhalt
Einleitung
Teil I: Grundlagen
1. Zum Begriff der Performativität
2. Kognitionstheoretische Grundlagen
3. Spracherwerbstheoretische Grundlagen
4. Sprachdidaktische Grundlagen
Teil II: Performative Zugänge
Im Fokus: Mediale Mündlichkeit
5. Bilder und Emotionen als Sprech- und Erzählanlässe
6. Erzählen als performative Kunst: Mehrsprachiges Kamishibai
7. Die Kunst des Debattierens
Im Fokus: Mediale Schriftlichkeit
8. Mit dem Vorlesetheater zur Leseflüssigkeit
9. Performativ-ästhetische Dimensionen des generativen Schreibens
10. „Und der Stift ist mein Freund“ – Szenisches Schreiben mit Jugendlichen
Im Fokus: Wortgestalt, Rhythmus und Musik
11. Wörter bauen: Ein visuell-haptischer Zugang zur Wortbildung
12. Die Kunst des Reimens und auditiv-motorische Zugänge zu Sprachstrukturen
13. Sprachliches Lernen mit Liedern und Rhythmicals
Im Fokus: Bewegen und Handeln
14. Sprachliches Lernen durch Bewegung
15. Handlungsorientierter Sprach- und Schriftgebrauch (HOSS)
16. Mit Szenarien zur sprachlichen Handlungsfähigkeit
Im Fokus: Dramapädagogische Grammatikvermittlung
17. Dramagrammatik als strukturfokussierte Ausprägung des dramapädagogischen Fremdsprachenunterrichts
18. Inszenierungsformen und Inszenierungstechniken
19. Sprachförderliche Potenziale der Inszenierungstechniken Statue und Standbild
20. Zwei dramagrammatische Phasenmodelle
21. Dramagrammatik in Alphabetisierungskursen
Autoreninformation:
Prof. Dr. Doreen Bryant ist Inhaberin des Lehrstuhls für Germanistische Linguistik mit dem Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache an der Universität Tübingen. Ihre Lehr- und Forschungsinteressen liegen an den Schnittstellen von Sprachtheorie / Spracherwerbsforschung / Sprachdidaktik. Performative Sprachvermittlungsansätze stellen einen ihrer didaktischen Schwerpunkte dar.
Prof. Dr. Alexandra L. Zepter (Ph.D.) ist außerplanmäßige Professorin am Institut für Deutsche Sprache und Literatur II der Universität zu Köln. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Sprache und Körper bzw. sprachliches Lernen, Performativität und ästhetische Erfahrung, inklusive Sprachdidaktik sowie sprachsensibler Fachunterricht. In der Lehre bildet interdisziplinäres Forschendes Lernen einen weiteren Schwerpunkt.