Krieg kennt nur Verlierer und führt immer nur zu Leid und Zerstörung. Kriege werden aber nicht nur mit Waffen begonnen, sondern auch mittels Sprache. Bevor ein Krieg beginnt, lassen sich Menschen durch Propaganda, gezielte Manipulation und fake news dazu bringen, Krieg als ein legitimes Mittel der Politik anzuerkennen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat Merkmale zusammengestellt, an denen man Manipulation durch
Kriegspropaganda
erkennt und wirbt für die Stärkung von
Medienkompetenz.
Wenn ich Deutsch als Zweitsprache unterrichte, muss ich Teilnehmende ermächtigen, einen pluralistischen, lebendigen und diskriminierungssensiblen Zugang zu Sprache erlangen zu können. Wer jetzt auf das DaZ Wahlmodul "Medienkompetenz" des BAMF setzt, wird enttäuscht, denn der Fokus liegt auf Themen wie analoge und digitale Lernumgebungen, mediengestützte Unterrichtsszenarien oder Apps im Unterricht. Auch die Orientierungskurse fokussieren sich eher auf die Vermittlung von Wissen, denn auf die Vermittlung von Kompetenzen, wie allein die Fragen des Abschlusstests "Leben in Deutschland LID" zeigen. Wenn unsere Teilnehmenden auch nach einem Integrationskurs nur "Russia today" kennen, weil das Kursformat die intensive Stärkung von Medienkompetenz nicht vorsieht und man die Teilnehmenden auf die LiD-Fragen vorbereiten muss, dann ist das enttäuschend.
Themen wie Krieg, Tod, Flucht, Antisemitismus, Rassismus etc schlagen unmittelbar in den Kursen auf und noch immer gibt es keine Fortbildungsstrukturen, die Lehrkräften zeitnah prozess- und bedarfsorientierte Angebote machen. Wenn dazu noch Kriege wie Putins Angriff gegen die Ukraine im Zusammenspiel mit Propaganda und fake news unmittelbar Einzug in Lehrerzimmer halten, Kolleg*innen damit alleine gelassen werden und es keine Räume und Ressourcen gibt, dies zu bearbeiten, ist es umso schlimmer.
Die Lehrkräftehonorare und Kursfinanzierungen ihrerseits sind zu prekär, um eigene Fortbildungsstrukturen aufbauen und finanzieren zu können und das ZQ-System der BAMF geförderten Fortbildungsangebote seinerseits ist zu
starr und langsam, um Antworten auf drängende Fragen geben zu können. Wir benötigen dringend eine Reform des Fortbildungswesens, in denen Lehrkräfte, Fachbereichsleitungen - nicht nur als Einzelpersonen, sondern auch als Teams - ihren Bedarf eigenständig, zeitnah und bottom-up ohne Zwang und Vorgaben formulieren können.