Das Bamf hat neue Trägerrundschreiben veröffentlicht, in denen es Maßnahmen vorstellt, die dem Lehrkräftemangel entgegenwirken sollen sowie Maßnahmen, die Kursträger in der Erweiterung ihrer Kurskapazitäten unterstützen sollen:
Dass ein Mangel an Lehrkräften droht, ist nicht erst kurzfristig bekannt. Ein Blick auf die Alterskohorten und die demografische Entwicklung lassen das ebenso erahnen wie die seit Jahren sinkenden Neuzulassungen von Lehrkräften. Offensichtlich ist der Beruf durch äußere Rahmenbedingungen so unattraktiv geworden, dass es uns nicht mehr gelingt, Universitätsabsolvent*innen zu gewinnen. Ein weiterer Exodus an Lehrkräften erfolgte durch die aus unserer Sicht äußerst ungeschickt agierende Fachkräftepolitik des Bamf - vor allem in den letzten Jahren. Zum einen wurden qualifizierte Lehrende gänzlich aus dem Berufsfeld Berufssprachkurse ausgeschlossen, andere mussten eine Pflichtfortbildung absolvieren, die aufgrund der Rahmenbedingungen für viele Kollegen problematisch war und die nun aufgrund der Trägerrundschreiben für geringer qualifizierte Neueinsteiger aufgehoben wird. Ein Signal, das wahrgenommen wird.
In den letzten Jahren haben sich viele Kolleginnen und Kollegen entschlossen, dem Beruf den Rücken zu kehren. Die ad-hoc-Maßnahmen, sie zurückzuholen, wirken unüberlegt. Die Übergangsregelungen, die vom Bamf Ende 22 veröffentlicht wurden, um Lehrkräfte zurückzugewinnen, waren sowohl in Ton als auch Inhalt nicht geeignet, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Hinzu kam, dass die Informationen
bislang so schlecht kommuniziert wurden, dass ein Teil der Lehrkräfte von den Übergangsregelungen nichts weiß oder keine Träger findet, die die notwendigen Formulare unterschreiben. Auch hier steht das Thema
Vertrauen ins Bamf
im Raum.
Statt Lehrkräfte zu stärken und zu entlasten, wo immer es geht und attraktive Beschäftigungsformen zu ermöglichen, werden die Anforderungen in der Lehrkräftezulassung lieber gesenkt. Dabei fischt man zu allem Überfluss in Teichen, die im Zuge des allgemeinen Fachkräftemangels ohnehin schon überfischt sind.
Die ersten Reaktionen von Lehrkräften auf die o.a. Trägerrundschreiben waren das Gefühl weiterer Entwertung ihres Berufes und der Impuls, nach Alternativen zu suchen. Der kontinuierliche Weggang von Kolleginnen und Kollegen aus dem Berufsfeld, der seit der Einführung der ZQ BSK vermehrt spürbar ist, wird so nicht gestoppt.
Das Vertrauen, sein Berufsleben zumindest mittelfristig stabil planen und in der Hand zu haben, wird durch die ständigen Änderungen jedenfalls nicht kommuniziert. Selbstverständlich muss sich unser Berufsfeld auf Veränderungen einstellen und darauf reagieren. Andere Berufsfelder schaffen das durch eine agile und dennoch stabile Fachkräftepolitik. Wir dagegen schauen ständig, ob irgendwo ein Trägerrundschreiben aufploppt und lesen nach, ob wir überhaupt noch arbeiten dürfen. Viele Kolleginnen und Kollegen haben genug und nehmen die beruflichen Alternativen an, die sich allenthalben ergeben.
Aus den Maßnahmen für eine Fachkräftegewinnung, die sich das Bamf durch die Trägerrundschreiben verspricht, wird so eher ein "Gewinn 2, Verlier 5".
Problematisch ist das auch für die Träger, die dringend auf Lehrkräfte angewiesen sind, um ihre Kurse auch nur ansatzweise stabil halten zu können. Dabei wird oft übersehen, dass die Personalentwicklung in unserem Bildungsbereich nur rudimentär verankert ist. Das bedeutet, dass die Einarbeitung unerfahrener Lehrkräfte unentgeltlich aus dem festangestellten sowie freiberuflichen Kollegium, von Fachbereichsleitungen und Trägern nebenbei mitgeleistet werden muss.
Und dabei sprechen wir nur vom Halten der Kapazitäten. Die Trägerrundschreiben regen Maßnahmen an, die den Trägern dabei helfen sollen, ihre Kapazitäten auszuweiten. Eine Reform der Kursraumzulassungen ist dringend nötig, aber ob sich Träger unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen darauf einlassen können, Mietverträge abzuschließen und weitere finanzielle Verpflichtungen einzugehen, wenn gleichzeitig der Eindruck vorherrscht, als Träger willkürlichen Entscheidungen des Bundes ausgeliefert zu sein und nie auch nur ansatzweise als Partner wahrgenommen zu werden, mag man bezweifeln. Sichere und belastbare finanzielle Rahmenbedingungen, Planungssicherheit und Transparenz sind Erwartungen der Träger, die bislang noch nicht vom Bamf eingelöst wurden. Die Reformen, die derzeit vom Bamf vorbereitet werden, sind weit vom Nötigsten entfernt. Ohne Veränderung des Mindsets sind Reformen zudem Schall und Rauch.
Eine Änderung des Mindsets zeigen die o.a. Trägerrundschreiben jedenfalls nicht, allenfalls eine völlige Unkenntnis der Praxis.