Der hohe Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine hat in Deutschland zu einer erhöhten Nachfrage an Integrationskursen geführt und der Zenit scheint lange noch nicht erreicht. Gleichzeitig haben so viele Lehrkräfte wie nie unser Arbeitsfeld verlassen oder denken zumindest darüber nach. Träger suchen bundesweit händeringend nach DaZ-Lehrenden mit den entsprechenden BAMF-Zulassungen.
Um ehemalige Lehrkräfte zurückzugewinnen, hat das BAMF nun zugelassene Lehrkräfte angeschrieben, um sie zu einer Rückkehr zu bewegen. Leider setzt sich das BAMF in dem
Brief
nicht mit den Ursachen des Fachkräftemangels auseinander. Diese Ignoranz der bestehenden Probleme und Ursachen des Fachkräftemangels sorgt unter den Lehrkräften derzeit für Empörung. Einige Probleme wie die der Finanzierung resultieren aus politischen Entscheidungen, andere sind vom BAMF hausgemacht. So haben nicht zuletzt eine immer stärker empfundene Entpädagogisierung, die Rahmenbedingungen rund um die ZQ BSK und die asynchrone Einführung der Lehrwerke und des DTB dazu geführt, dass ein Teil der Kolleg*innen sich gegen eine weitere Lehrtätigkeit entschieden hat oder früher in Rente gegangen ist, als ursprünglich geplant bzw. in der Rentenzeit nicht mehr weiter unterrichtet, wie es viele der Kolleg*innen gerne getan hätten.
Auch 17 Jahre Integrationskurse haben immer noch nicht dazu geführt, dass sich für die Lehrkräfte in Integrations- und Berufssprachkursen eine eigenständige Beruflichkeit ausgebildet hat, die sich in gesicherten und ausreichend finanzierten, mit Rechten ausgestatteten Arbeitsverhältnissen zeigt und ihnen den Überbau und Support eines Bildungsbereichs bietet. Der Reformstau betrifft aber nicht nur Lehrkräfte. Auch Kursträger müssen sowohl finanziell als auch rechtlich auf Sicht planen und ihre Ressourcen auf Verwaltung denn auf Bildungsarbeit konzentrieren - eine Situation, die nicht dazu führt, dass man attraktive Beschäftigungsverhältnisse einrichten kann.
Die Integrations- und Berufssprachkurse sind für uns ein Leidenschaftsberuf und wir fühlen uns alle im Sinne unserer Lernenden dafür verantwortlich, dass ausreichend Kapazitäten für alle Lernenden zur Verfügung stehen. Das kann aber nicht allein mit moralischen Aufrufen an Lehrkräfte geschehen. Im Koalitionsvertrag hat die Ampelkoalition Verbesserungen für Lehrkräfte und Träger verankert und wir hoffen, dass man diese Aufgabe in der Politik jetzt auch offensiv angeht und nicht auf simple Reflexe setzt, wie zum Beispiel die Zahl der Sprachkursträger zu erhöhen oder die Zugangsschranken für die Tätigkeit als Lehrkraft zu senken, sondern die politische Verantwortung für eine Reformoffensive übernimmt.
Der Anfang wurde bereits gemacht.
In den sozialen Medien wird dazu aufgerufen, dem BAMF auf diesen Brief hin zu antworten. Wir möchten Euch ermuntern, Eure Bundestagsabgeordneten in "cc" zu setzen, denn für Reformen braucht es den politischen Willen und einen politischen Auftrag.