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 Deutsch als Zweitsprache für Ukrainerinnen und Ukrainer

 - Українська -

Die Bundesregierung hat Geflüchteten aus der Ukraine gesetzlich den kostenlosen Zugang zu folgenden Deutschkurs-Angeboten ermöglicht: 

MiA-Kurse - Migrantinnen einfach stark im Alltag
Übersicht der Anbieter sortiert nach Bundesland und Kommune

Erstorientierungskurse
Übersicht der Anbieter unter Downloads nach Bundesland und Kommune sortiert

Info-Flyer auf Russisch (Ukrainisch steht Stand 29.03.22 noch nicht zur Verfügung)

Berufssprachkurse
(Aufbaukurse im Anschluss an den Integrationskurs)
Info-Flyer auf Russisch (Ukrainisch steht Stand 29.03.22 noch nicht zur Verfügung)

Die rechtsverbindlichen Infos dazu finden Sie in der Anlage 1 des BAMF-Trägerrundschreibens 04/22

Gibt es genügend Kurse?

 Ja. Es gibt in Deutschland mit den Sprachförderangeboten des Bundes eine gut ausgebaute Infrastruktur von Sprachschulen und professionellen Lehrkräften für Deutsch als Zweitsprache, die für ein flächendeckendes und professionell hochwertiges Angebot steht. Anders als 2015/16, als Geflüchtete erst sehr spät einen Zugang zu Integrationskursen bekamen, steht Geflüchteten aus der Ukraine von Beginn an eine ausreichende Kapazität von hochwertigen Sprachkursen zur Verfügung.


In dem Artikel "Volkshochschulen brauchen Geld für mehr Deutschkurse" vom 26.03.22 berichtet ZEIT online u.a. von nicht ausreichenden Integrationskurskapazitäten für ukrainische Geflüchtete. Wir habend darauf mit einem Leserbrief geantwortet, in dem wir erklären, warum wir nicht von einem Kapazitätsproblem ausgehen.


Es gibt durchaus Lücken und Wartezeiten, die allerdings mehr von den Rahmenbedingungen und der Steuerung der Integrationskurse als von der Kapazität der Sprachkursträger und Lehrkräfte abhängen. Hier sehen wir die Politik gefordert, dringend längst notwendige Reformen umzusetzen, damit wir als Träger und Lehrkräfte unser Potenzial und unsere vorhandenen Kapazitäten ausschöpfen können.


Kapazität sollte eigentlich kein Problem sein.

Welcher Kurs passt zu mir?

 

Die Entscheidung für einen Deutschkurs und eine Sprachschule sollte gut überlegt sein. Wir möchten Ihnen dazu einige Hinweise geben:


Während Sie sich als Lernende für die kleineren Formate wie Mia- oder Erstorientierungskurse noch nicht so festlegen müssen, sollten Sie für einen Integrationskurs Zeit mitbringen. Der allgemeine Integrationskurs dauert im Schnitt ca 6 Monate; Feiertage und Ferien nicht einberechnet. Spezialkurse wie Jugendintegrationskurse dauern länger. Wenn Sie sich für einen Integrationskurs anmelden, sollten Sie wissen, dass der Kurs zeitintensiv ist und Sie möglichst regelmäßig und kohärent teilnehmen sollten, um gute Ergebnisse zu erzielen.


Ihnen steht für den Kurs ein begrenztes Stundenkontingent zur Verfügung. Wenn Sie also oft fehlen müssen, weil sie noch mit der Klärung ihrer umittelbaren Lebensumstände wie Wohnungssuche, Schulunterbringung der Kinder etc beschäftigt sind, können Sie möglicherweise die Ihnen zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden nicht voll ausnutzen. Ist das Stundenkontigent einmal aufgebraucht, können Sie es nicht noch einmal bekommen. Es ist also sehr wichtig, gut zu überlegen, wann für Sie der richtige Zeitpunkt ist, Ihren Intergationskurs zu beginnen.


Mia, Erstorientierungskurs, Integrationskurs, Berufssprachkurs? Keine Sorge - Sie müssen sich nicht sofort für einen Kurs entscheiden, sondern können die Kurse abhängig von ihrer aktuellen Situation auch nacheinander belegen.

 

Vertrauen Sie auf die Beratung eines zugelassenen Sprachkursträgers.


Die Kolleg*innen dort verfügen über umfassende Erfahrung und beraten Sie individuell und größtenteils auch mehrsprachig und helfen Ihnen bei der Antragstellung.


Wenn Sie bis zu einem Kursstart selbstständig Deutsch lernen möchten, empfehlen wir Ihnen die kostenfreie Deutschlern-App des vhs-Lernportals.  Russisch steht als Begleitsprache bereits zur Verfügung, Ukrainisch ist mit Hochdruck in Arbeit.

Sprachförderung im Ehrenamt

Als Berufsverband ist uns der Hinweis wichtig, dass man die Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache nicht nebenbei durch Schulungen erlernen kann oder dadurch, dass man ins kalte Wasser springt und einfach mal macht. Es handelt sich um eine - zumeist akademisch erworbene - Kompetenz, optimiert in jahrelanger Berufserfahrung und durch die Einbindung in ein professionelles kollegiales Netzwerk.


Wo wir uns ganz besonders die Unterstützung der vielen engagierten Ehrenamtlichen wünschen, sind Sprachangebote, die dort ansetzen, wo Sprachunterricht in Kursräumen oft seine Grenzen findet: in vielfältigen, lebendigen, beziehungsreichen Sprachangeboten und in der gelebten Sprache. Nutzen Sie den Freiraum, den Sprachkurse oft nicht haben und gestalten Sie als Ehrenamtliche den Zugang zur deutschen Sprache und zum unmittelbaren Lebensumfeld mit allen Sinnen!


Angesichts der aktuellen Anforderungen an professionelle und ehrenamtliche Sprachvermittlung sei an den Aufsatz Was Freiwillige bei der Sprachunterstützung von Flüchtlingen brauchen – und was nicht des mittlerweile emeritierten und immer noch engagierten Professors für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Wien Prof. Dr. Hans-Jürgen Krumm von 2015 (oder 2016?) erinnert.


Wenn Sie jetzt also Schulungsangebote für Ehrenamtliche konzipieren, würden wir uns wünschen, dass Sie sich dabei nicht auf Unterricht im schulischen Sinne fokussieren, sondern auf gelebte Sprache setzen: zusammen kochen und dazu Wortschatz und Redemittel anbieten, gemeinsame Fotosafaris in der neuen Umgebung machen und anschließend den Wortschatz zusammenstellen und gut sichtbar auf einer Plakatwand in der Unterbringung aufhängen etc..


Das wäre eine Zusammenarbeit, die wir uns als professionell tätige DaZ-Lehrende wünschen würden. Doch wir wissen, dass die aktuelle Situation in den Kommunen sehr dynamisch und unübersichtlich ist und wie sagte schon der Fußballer Adi Preißler: "Grau ist alle Theorie  - entscheidend ist auf dem Platz".


Materialien, Hintergrundwissen und Möglichkeiten des Austausches auch in bezug auf Sprachangebote, finden Ehrenamtliche unter www.vhs-ehrenamtsportal.de.


Hilfreich sind auch die zehn Tipps, die Professor Dr. Hermann Funk von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Inhaber des Didaktik- und Methodik-Lehrstuhls am Institut für Auslandsgermanistik in einem kurzen Video-Tutorial für Laien, die gern Deutsch-Sprachtraining mit Geflüchteten anbieten möchten, zusammengestellt hat.


Geben Sie auch Tipps zu Selbstlern-Angeboten: Mit dem kostenfreien und mehrsprachigen vhs-Lernportal steht Lernenden ein ausgezeichnetes Selbstlernportal zur Verfügung. Die Lerninhalte bereiten gezielt auf ein Leben - oder zumindest einen längeren Aufenthalt - in Deutschland vor und zielen sprachlich auf Themen wie Wohnen, Schule, Arbeiten, Mobilität etc.. Russisch steht bereits zur Verfügung, Ukrainisch ist mit Hochdruck in Arbeit. Die Kurse gibt es auch als kostenfreie Apps fürs Smartphone. Am 21.04. gibt es zur Arbeit mit dem vhs-Lernportal bei uns im BVIB eine kostenfreie inhouse-Schulung.


Unbedingt empfehlen möchten wir den  Video-Vortrag „Sprachenlernen in der Migration“ von Dr. Verena Plutzar von der Universität Wien. Sie greift wichtige interdisziplinäre Fäden aus der Psychoanalyse, der Literatur und der Sprachvermittlung auf und beschreibt Flucht und Migration als einen Prozess, der eine tiefgreifende Veränderung in der Identität eines Menschen bewirkt und setzt diesen Prozess in Beziehung zum Sprachenlernen. Sie beschreibt Spracharbeit als die Schaffung eines Erfahrungs- und Beziehungsraumes, in der eine Beziehung zur neuen Sprache aufgebaut wird. Und da wären wir wieder bei der Sprachvermittlung als Beziehungsarbeit zur deutschen Sprache - ein Angebot, für das Ehrenamtler prädestiniert sind.


Unterstützung durch die Kommunen oder Verbände

Die Sprachkursträger benötigen in der aktuellen Situation dringend die Unterstützung der Kommunen, Verbände und vor allem Jugendämter, um den Bedarf an Integrationskurse mit Kinderbetreuung auch nur ansatzweise decken zu können.


Zwar gibt es vom Bund ein Sonderprogramm Integrationskurse mit Kinderbetreuung, das jedoch so viele Förderlücken und Fallstricke hat, dass schon vor der aktuellen Situation der Bedarf nicht gedeckt werden konnte.


Das Programm selbst bietet neben einer ausgezeichneten Beratungsstelle, die im Familienministerium angesiedelt ist, lediglich Finanzmittel für die Personalkosten der Kinderbetreuung.


Personalkosten für die Koordination, Raummiete und Inventar sowie Zusatzkosten wie Reinigung etc. sind in den Projektmitteln NICHT vorgesehen!


Wir haben als Berufsverband Träger auf diesem Weg begleitet und sind erschrocken, wie hoch der zeitliche Koordinierungsaufwand allein für die Kontakte mit den Jugendämtern ist. Inhaltlich begrüßen wir dies, da man in der Betreuung von Kindern zu Recht auf Qualitätsstandards achten muss. Der Bund darf aber nicht voraussetzen, dass diese zeitlich und fachlich anspruchsvolle Arbeit von Fachkräften unentgeltlich geleistet wird. Wenn dann noch die Räume in Innenstadtlagen und Zusatzkosten wie Reinigungsdienste, Energiekosten etc. vom Träger aus eigener Tasche finanziert werden müssen und man weiß, dass Integrationskurse - selbst schon finanziell auf Kante genäht - diese Kosten nicht auch noch abdecken können - dann ahnt man, dass dieses Programm nicht die besten Voraussetzungen mitbringt, den Bedarf an Kinderbetreuung auch nur minimal zu decken.


Kommunen, die Sprachförderung für Eltern - geflüchtet oder nicht - auf den Weg bringen wollen, sollten im Sinne eines raschen Ausbaus der Kapazitäten die Träger bei der Koordinierung mit Jugendamt und BAMF entlasten/ unterstützen und kostenfreie Räume zur Verfügung stellen sowie sich politisch für eine Verbesserung der Förderbedingung engagieren.


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