Data-Literacy, Datenkompetenz, soll Teil der Allgemeinbildung werden. Das fordert der
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
in einer Charta. Genau wie Lesen, Schreiben und Rechnen gehöre der Umgang mit Daten und das Wissen darüber zur Grundbildung, sagte Volker Meyer-Guckel vom Stifterverband im
Dlf. Die Charta selbst gibt noch keine Antworten auf die Aufgabe, wie man Grundbildung und Digitalisierung zusammenbringt, aber sie macht einen ersten Aufschlag für eine gesellschaftliche und fachinterne Diskussion, die bisher trotz der Anforderungen nur sehr zögerlich geführt wird. Im Bereich der Integrations- und Berufssprachkurse ist diese Frage nach wie vor unbeantwortet. Als Grundkompetenz ist data literacy deutlich zu wichtig und zeitintensiv, um sie lediglich als "onboarding" kurz vor dem Kurs mitzudenken. Und im Kurs? Kolleg*innen stehen in den Kursen auch ohne die Anforderung an data literacy täglich im Spannungsfeld, immer mehr Inhalte und Anforderungen in einem zu knapppen Kurskonzept und zu vollen Kursen unterbringen zu müssen. Um Data Literacy als Grundkompetenz in der Methodik-Didaktik zu verankern, fehlen uns im Arbeitsfeld der Integrations- und Berufssprachkursen zudem Ressourcen und Orte für den fachlichen Austausch. Die aktuellen Arbeiten an den Erweiterungen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens nehmen den digitalen Grundbildungsgedanken in den Lernzielen zwar mit auf, aber im Bereich der Integrations- und Berufssprachkursen fehlen bis heute die Strukturen und Ressourcen, diese Impulse praxisnah aufzunehmen und in Unterricht umzusetzen.
Dies ist nicht erste Situation, in denen unser System unter Druck auf Herausforderungen reagieren muss. Auch mit der Zielgruppe der Geflüchteten und mit der Einführung der Berufssprachkurse waren Träger und Lehrkräfte gefordert. Die notwendige Unterstützung kam dann fachlich gut umgesetzt in den entsprechenden additiven Zusatzqualifizierungen, aber um Jahre zu spät mit Antworten, die die Kolleg*innen sich zum Teil bereits mühsam selbstständig erarbeitet hatten.
Digitale Grundbildung brauchen wir nicht nur in der Pandemie, um Online-Unterricht durchführen zu können, sondern digitale Grundbildung gehört als Grundkompetenz zum lebenslangen Lernen dazu. Dennoch: Im Bereich der digitalen Grundbildung brauchen wir in den Integrations- und Berufssprachkursen JETZT Unterstützung und zwar in der Einbindung und im Austausch aller Akteure und Ebenen: best-practice-Tagungen, Praxis-Werkstätten, workshops, Wissenschaft-Praxis-Dialog. Graswurzelbewegung statt dop-down, Schnellboote statt Tanker.
Die Erfahrungen, die wir jetzt machen, müssen wir besser gestern als heute reflektieren und bearbeiten und nicht erst in einer verpflichtenden ZQ 2025.