2021 wird sportlich
Modelltests für BerufssprachkurseWir hatten vor einiger Zeit schon darüber berichtet: Das BAMF hat die
Modelltests für alle vier Zielsprachniveaus (A2-C1)
der Berufssprachkurse veröffentlicht. Die Modelltests dienen aktuell lediglich der Anschauung und dürfen noch nicht als Zertifikatsprüfungen in den Berufssprachkursen zum Einsatz kommen. Die neuen berufsbezogenen Zertifikatsprüfungen sind verpflichtend für die Berufssprachkurse ab 2021 vorgesehen. Ein BAMF-Trägerrundschreiben, für welche Kurse ab welchem Stichtag etc das gilt, steht noch aus.
Die Umsetzung der beruflichen Inhalte sind unter Lehrkräften und Trägern - zumindest unter den BVIB Mitgliedern - sehr umstritten. Viele der beruflichen Inhalte setzen eine eurozentrierte Berufserfahrung voraus, über die nur ein Teil unserer Teilnehmenden verfügt. Die Verknüpfung von Spracherwerb mit der Vermittlung nicht erlebten Berufswissens überfrachtet die Kurse. Das Konzept mag theoretisch durchdacht sein, allein wir vermissen die Praxisnähe. Viele unserer Mitglieder haben nach Sichtung der Prüfungsinhalte den Eindruck, dass die umgesetzten Lernziele an den Bedarfen vieler Teilnehmenden vorbeigehen. Auch die organisatorische Umsetzung halten wir zeitlich für sportlich. Von telc haben wir erfahren, dass die Frage der Prüferlizenzierung noch nicht geklärt ist. Wer z.B. eine B2-Prüferlizenz hat, weiß nicht, ob man damit auch die neuen Tests prüfen darf. Wenn nicht, müssten erst noch genügend Prüfer geschult werden. Lehrkräften macht auch Sorge, dass es noch keine entsprechenden Lehrwerke gibt, die auf die besonderen Anforderungen der Prüfungen heranführen.
ZQ Berufssprachkurse
Als wären Corona, die Umstellung auf virtuellen Unterricht und die Erhöhung des Drucks durch die Einführung der neuen Tests in den Berufssprachkursen nicht genug, gibt auch die
Einführung der ZQ Berufssprachkurse
Druck an die Lehrkräfte weiter. Wir begrüßen Fortbildungen, aber kritisieren den Zwangskontext in Verbindung mit dem hohen Umfang von 80 + 80 UEs und die fehlende Anerkennung zumindest von DaZ-Abschlüssen. Der BAMF geförderte Bereich verliert so noch mehr an Attraktivität für Uni-Absolvent*innen. Zudem ist keine Erhöhung des Mindesthonorars für die Berufssprachkurse vorgesehen. Problematisch sehen wir auch die Umsetzung gerade in dieser Zeit, in der externe Anforderungen eigentlich heruntergeschraubt werden sollten und plädieren für ein Moratorium.
BAMF und BMAS haben uns zurückgemeldet, dass es ein Monitoring gibt, das das Verhältnis von Angebot und Nachfrage an Plätzen für die ZQ im Blick hat.
In Gesprächen mit akkreditierten Trägern der ZQs zeigt sich, dass die Umsetzungshürden aktuell noch recht hoch sind: das Akkreditierungsverfahren für Dozent*innen, die die ZQs durchführen, passt nicht so richtig auf die Realität und die Refinanzierung der ZQs ist mehr als dünn. Ob es mit diesem Hintergrund ein flächendeckendes Angebot geben wird, muss sich zeigen. 25.09.20