Bericht zur Statistik der Berufssprachkurse für das Jahr 2020

Christiane Carstensen • 18. November 2021

Aktuelle Infos rund um DaZ für Sprachkursträger und Lehrkräfte in Integrationskursen und Berufssprachkursen

Welche Daten liegen vor und welche Zahlen fehlen?

Das BAMF hat den Bericht zur Statistik der Berufssprachkurse für das Jahr 2020 veröffentlicht:
  • Anfang des Jahres 2020 gab es einen Anstieg der Eintrittszahlen, der ab Mitte März durch Corona deutlich zurückging. So begannen im zweiten Quartal 2020 nur noch 317 neue Kurse, während es im gleichen Zeitraum 2019 noch 2.375 gewesen waren.
  • Zwischenzeitlich konnte über die Hälfte der laufenden Berufssprachkurse, hier insbesondere Kurse mit höheren Zielsprachniveaus,  in virtuellen Klassenzimmern durchgeführt  werden.
  • Es wurden mehr als 1.200 Online-Tutorien in den Spezialkursen A2 und B1 durchgeführt.
  • Nach dem Abklingen der ersten Infektionswelle stieg die Zahl der Berufssprachkurse im Sommer 2020 schnell wieder an und übertraf im November 2020 mit 1.113 Kursen sogar den Vorjahreswert. Insgesamt lagen die Kursstarts im vierten Quartal 2020 mit insgesamt 2.536 Kursen auf 99 Prozent des Vorjahresniveaus.
  • Der Anteil der weiblichen Teilnehmenden stieg weiter auf inzwischen rund 53 Prozent im Gesamtjahresdurchschnitt 2020.
Was fehlt, ist die Statistik zur durchschnittlichen Bestehensquote der Teilnehmenden in den einzelnen Kursarten.

Als Berufsverband hören wir immer die Sorge unserer Mitglieder, dass die Berufssprachkurse in der aktuellen Konzeption für bestimmte Zielgruppen unter ihren Möglichkeiten bleiben. Vor allem Lernende mit begrenzter oder unterbrochener Schulbildung und Menschen, die den Integrationskurs mit einem unterdurchschnittlichen Zertifikat absolviert haben, können ihr Potenzial in den Konzepten der Berufssprachkursen nicht ausreichend zum Tragen bringen (Spezialkurse A2, B1, Brückenkurs B2).

Die Gründe dafür liegen weder in der Kompetenz oder Motivation der Teilnehmenden noch bei methodisch-didaktischen Defiziten von Lehrkräften.

Seit Jahren weisen Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie das Ministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) als beteiligtes Ministerium darauf hin, dass nicht das einzelne Konzept, sondern die Gesamtkonzeption und die Übergänge vom Integrationskurs in die Berufssprachkurse für diesen Teil der Teilnehmenden nicht ausreichend tragen und an einigen Stellen einem erfolgreichen Abschluss im Weg stehen.

Jeder Berufssprachkurs wird obligatorisch mit einer zertifizierten Sprachprüfung beendet. Da wir unsere Kritik nur aufgrund unseres Erfahrungswissens aus insgesamt zigtausend Unterrichtsstunden unserer Mitglieder begründen und nicht empirisch belegen können, hatten wir einen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz gestellt, um die Zertifikatsergebnisse des Programms zu erfragen. Unsere Fragestellung lautete:

  1. Wie viele Teilnehmnde haben seit der Einführung der Berufssprachkurse, aufgeschlüsselt nach Jahr und Kursart, die Berufssprachkurse absolviert?
  2. Wie hoch war seitdem die Bestehensquote der Teilnehmenden, aufgeschlüsselt nach Jahr, Kursart (inkl. Brückenkurs) und Art des Sprachzertifikats?
  3. Wie viel Prozent der erfolgreich Teilnehmenden haben das Zertifikat im Anschluss an den ersten Kurs erworben und wie viel Prozent nach einem Wiederholerkurs?
  4. Wie viele Lehrkräfte waren seit Einführung in den jeweiligen Berufssprachkursen aktiv tätig? (Diese Frage bezog sich auf unser Interesse, ob die Kapazitäten zur ZQ BSK sorgfältig geplant wurden)

Diese Daten müssten dem BMAS und dem BAMF eigentlich vorliegen, da die Sprachkursträger dem BAMF seit fünf Jahren die Ergebnisse jedes einzelnen Teilnehmenden detailliert und mit hohem bürokratischen Aufwand melden müssen.

Folgende Antwort haben wir erhalten

Dem BMAS liegen hierüber keine Angaben vor. Aussagekräftige Daten zu Bestehensquoten werden mit Abschluss des IT-Aufbaus voraussichtlich frühestens im Jahr 2022 dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vorliegen.

Fragen und Antworten im Original findet Ihr hier.

Unseren Problemanzeigen haben das BAMF und das BMAS stets heftig widersprochen, OHNE anscheinend dafür eine empirische Grundlage zu haben. Unsere Einschätzung gründet immerhin auf zigtausend UE Erfahrungswissen unserer 440 Mitglieder und dem steht auf Seiten des Bundes offensichtlich wenig gegenüber.

Für uns ist dies nur eines der vielen Beispiele, die zeigen, dass das „Gesamtprogramm Sprache – GPS“ der Bundesregierung im Bereich des Qualitätsmanagements erhebliche Defizite aufweist und dies zu Lasten der Teilnehmenden, Lehrkräfte und Sprachkursträger geht, die mit ihren Rückmeldungen vielfach nicht gehört werden.

Wir fordern als Berufsverband seit unserem Start im Januar 2020 u.a. eine stärkere Einbindung der Praxis in sämtliche Prozesse der Qualitätssicherung, damit Fehlentwicklungen schneller und besser erkannt und behoben werden können.
16. Januar 2025
Als Berufsverband für Integrations- und Berufssprachkurse sprechen wir uns im Rahmen eines breiten Bündnisses gegen jegliche Kürzungen im Gesamtprogramm Sprache aus. #gesamtprogrammspracherettenjetzt Weitere Informationen unter: Positionspapier Kürzungen in den BSK
6. Januar 2025
Liebe Mitglieder, am 30. Dezember 2024 hat das BAMF das TRS IK 17/2024 zu den empfohlenen Maßnahmen für IK im Rahmen des Jobturbos veröffentlicht. Weitere Informationen findet ihr unter https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Integration/Integrationskurse/Kurstraeger/Traegerrundschreiben/2024/traegerrundschreiben-17_20241230.html
23. Dezember 2024
Liebe Mitglieder, Hier findet ihr das TRS BSK 15/2024 zur Verlängerung des Fehlzeitenkataloges für die BSK: Rundschreiben für Träger der Berufssprachkurse 15/24
11. Dezember 2024
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Das TRS IK 15/2024 mit Änderungen zu den Fahrtkostenzuschüssen und anderen Verwaltungsvereinfachungen: Zum Rundschreiben
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